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#Ausstellung: expressiv, magisch, fremd – Karl Schmidt-Rotluff in Hamburg

Afrikanische Einflüsse in der Ausstellung des „Die Brücke“-Mitbegründers Karl Schmidt-Rottluff: Masken, 1938, Brücke-Museum Berlin, Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Einen etwas ungewöhnlichen Maler Schmidt-Rottluff präsentiert eine Ausstellung im Bucerius Forum in Hamburg. Sie konzentriert sich auf die Zeit nach 1913, beginnt also in dem Jahr, in dem die Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ sich aufgelöst hatte. Schmidt-Rottluff war 1905 zusammen mit Kirchner, Heckel und anderen deren bekanntes Gründungsmitglied gewesen.

Schmidt-Rotluff: Ethnographische Werke nach „Der Brücke“

Die Ausstellung zeigt in gewohnter Manier auf über 600 Quadratmeter und über zwei Etagen 77 Exponate, davon 39 Gemälde, 15 Aquarell- und Tuscharbeiten und zwölf Kunst- und Kultobjekte außereuropäischer Herkunft aus dem Besitz des 1884 geborenen Künstlers. Im Fokus stehen diese ethnographischen Objekte und ihr Widerschein im Werk von Schmidt-Rottluff. Die ersten hatte Schmidt-Rottluff 1909/10 in Hamburg gekauft, eine Referenz zu „afrikanischen“ Motiven taucht erstmals 1913 in seinen Bildern auf, als genau in dem Jahr, in dem „Die Brücke“ sich auflöst. Diese Motive tauchen dann immer wieder auf Bildern auf. Schmidt-Rottluff muss 1964 aus gesundheitlichen Gründen das Malen in Öl beenden und verstirbt 1976.

Unbekannter Künstler; Büffelmaske der Babanki, (ohne Datum), Brücke-Museum Berlin, Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Die Ausstellung umfasst bei den Gemälden auf den ersten Blick zwei Arten von Werken. Zum einen die „gewohnten“ farb- und ausdrucksstarken Werke. Im Spätwerk dann Bilder, die vor allem von den Farben eher konservativ, ja einige in ihren Pastelltönen fast kitschig anmuten. Bemerkenswert ist in kuratorischer Hinsicht, wie doch zumindest in der Ausstellung selbst mit der Rezeption, wenn nicht der vielzitierten Faszination „afrikanischer“ Kunst relativ unbefangen umgegangen wird; während anderswo, wie zuletzt in Bremen, der „koloniale Blick“ der KünstlerInnen der klassischen Moderne kritisch aufgearbeitet wird (Ausstellungsbericht hier).

 

Karl Schmidt-Rottluff: Afrikanisches, 1954, Brücke-Museum Berlin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

 

Zwei Tipps für den Bummel nach dem Ausstellungsbesuch, beide in absoluter Fußnähe: Die unabhängige Buchhandlung stories im Hanseviertel präsentiert ausgewählte Literatur, Sachbücher, Graphic Novels und auch Coffee table books in ungewohnt ansprechender Art (Adresse: Große Bleichen 36). Direkt vis-a-vis liegt seit 2010 ein Shop von Muji . Hier gibt es schöne Büroartikel, Textilien, nützliches und einfaches für Küche und Bad, Aufbewahrungshilfen und auch Accessoires, alles im schlichten und doch sehr ansprechenden japanischen Stil. Und nicht mal so teuer.

Karl Schmidt-Rottluff: expressiv, magisch, fremd. Bucerius Kunstforum, Rathausmarkt 2, Hamburg, noch bis 21. Mai, geöffnet täglich 11 bis 19 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr. Eintritt 9 / 6 EUR.

Der dazugehörige Katalog ist im Hirmer Verlag erschienen (164 Seiten, ISBN 9783777430133, in der Ausstellung 29 EUR, im Buchhandel 39,90).

Text: Bernd Hüttner