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#Bremenbaut: Kids auf den Barrikaden für ihren Spielplatz

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Bolzplätze, Basketballkorb und Wäldchen sollen weichen, denn alles was hinter dem Absperrband liegt, soll bebaut werden. © Bürgerini Spielplatz Hardenbergstraße

SPIEL – PLATZ. SPIEL – PLATZ. SPIEL – PLATZ. SPIEL – PLATZ. Wenn etwa 110 Kinder das skandieren, merkt man gleich: Die meinen das ernst. Es sind Grundschul- und Kindergartenkinder, die ihren Spiel- und Bolzplatz nicht so einfach hergeben – und auch nicht verkleinern lassen wollen. Denn das ist der Plan der Bildungsbehörde, die auf der Suche nach möglichen Standorten für geplante Kindertagesstätten den großen, wilden Spielplatz an der Hardenbergstraße nutzen möchte (GLUCKE MAGAZIN hatte berichtet: #bremenbaut: Bolzplatz oder Kita?).

Anlass für die Mini-Demo war der Aktionstag der neu gegründeten Bürgerinitiative in der Bremer Neustadt am vergangenen Montag, um der Öffentlichkeit die brisante Situation für die Kinder und Jugendlichen im Quartier klar zu machen, falls die freie Spielfläche verkleinert würde. Es geht dabei um die Nutzung durch freie Kleinkindergruppen, Tageseltern, Schulkinder der benachbarten Grundschule, deren Konzept nur mit der freien Fläche funktioniert sowie junge wie große Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft. Im Lauf des Tages kamen etwa 500 Kinder und Jugendliche (und knapp 100 Erwachsene), um deutlich zu machen, dass sie für ihren Spielplatz kämpfen.

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Wütend wie ein Stier … © Bürgerini Spielplatz Hardenbergstraße

Kitas auf zehn Spielplätzen in Bremen angedacht

Und damit sind sie nicht allein: Auch in Findorff hat sich erst im Mai eine Bürgerinitiative rund um den beliebten Corvey-Spielplatz gegründet, 1.600 Menschen haben sich gegen die Bebauung mit einer Kita ausgesprochen. Mittlerweile ist bekannt, dass insgesamt zehn Spielplätze in den Stadtteilen Findorff, Oslebshausen, Gröpelingen, Neustadt, Osterholz und in Schwachhausen im Visier der Behörden als mögliche Bauplätze für neue Kindertagesstätten stehen, zum Teil mit weit vorangeschrittener Planung. Dadurch würde zwar die Zahl der Kita-Plätze steigen (wogegen prinzipiell keiner etwas einzuwenden hat), gleichzeitig aber würde auch das Angebot frei bespielbarer Flächen massiv beschnitten – und davon hat Bremen sowieso viel zu wenig.

Das „Leitbild der bespielbaren Stadt“, das sich Bremen verordnet hat sieht eine Spielfläche von mindestens drei Quadratmeter pro Einwohner vor, die noch lange nicht erreicht ist. „Die enge Haushaltslage und der Ausbaudruck führen nun zusätzlich dazu, dass vor allem öffentliche Flächen für den Ausbau von Schul- und Kitaeinrichtungen gewählt werden – offensichtlich ohne umfassende Alternativenprüfung“, analysiert das »Bündnis für eine lebenswerte Stadt«, dem sich neben der Architektenkammer, dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekten und dem BUND Bremen und dem Verband des Garten- und Landschaftsbau u.a. auch der Landessportbund, das Deutsche Kinderhilfswerk und weitere Einrichtungen angeschlossen haben.

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Protestplakat mit Botschaft: Wir wollen unseren Spielplatz behalten! © Bürgerini Spielplatz Hardenbergstraße

Haushaltsnotlage macht – leider einfallslos

Aus Sicht des Bündnisses müssen neben dringend benötigtem Wohnbau und dem Schul- und Kita-Ausbau auch die Bedürfnisse von Kinder und Jugendlichen für Spiel- und Freiräume verbindlich berücksichtigt werden. Deshalb sollen in allen Stadtteilen Bremens ausreichend Spiel- und Freiräume geschaffen werden, eben die genannten drei Quadratmeter pro Einwohner. Bei Schul- und Kita-Neubau soll der Erhalt von ausreichend öffentlichen Frei- und Spielflächen sichergestellt und schon bei der Planung berücksichtigt werden. Gerade dicht bebaute, mit Spiel- und Grünflächen unterversorgte Stadtteile sollen öffentliche Spiel- und Bewegungsflächen für Kinder und Jugendliche erhalten bleiben. So ähnlich formuliert es eigentlich auch die Koalitionsvereinbarung des aktuellen Bremer Senats, daran erinnern die beiden Bürgerinitiativen. Und so fordern es auch die die Kinder auf dem Spielplatz an der Hardenbergstraße, die hoffentlich Gehör finden: SPIEL – PLATZ. SPIEL – PLATZ.

Weitere Informationen gibt es auf folgenden Seiten der Bürgerinitiativen und Info-Bündnissen:

www.gruenes-bremen.de

www. http://neustadtspielplatzini.jimdo.com

http://corvey-spielplatz.de

Text: Heike Mühldorfer, Fotos: Bürgerinitiative Spielplatz Hardenberg-/Tieck-/Kornstraße