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#Leerstand: Mit Kunst kommt Leben ins Quartier

BHV_Conny_WischhusenBremerhavens Kunstwelt ist in der jüngeren Vergangenheit sehr viel kultureller und vielfältiger durch die Nutzung leerstehender Gebäude und Läden geworden. Zuvor gab es lange nur drei etablierte Kunsträume in der Seestadt. Das Kunstmuseum mit dem Kunstverein in der Innenstadt, das Wilke-Atelier an der Geestemole und die Galerie 149 in der Alten Bürger. Für Bremerhavener KünstlerInnen war wenig Platz zum Ausstellen und Präsentieren der eigenen Kunst. Da gab es schon mal die „Lange Nacht der Kultur,“ bei der sich viele KünstlerInnen aktiv beteiligten, aber sonst sah es bis vor kurzem noch ziemlich mau aus in der Stadt am Meer. Wer als KünstlerIn ausstellen wollte, musste entweder mit seinen Bildern ins Umland ziehen, oder in andere Städte reisen.

Jochen Hertrampf vom Kulturladen Wulsdorf (heute Kulturbüro Bremerhaven) organisierte vor ein paar Jahren die Aktion „Kunst statt Leerstand“, die mehreren Läden eines Stadtteils für ein Wochenende Kunst und Kultur einhauchen sollte. Die Idee griff Thomas Ventzke, der Stadtteilmanager Geestemündes auf und imitierte gemeinsam mit vier KünstlerInnen und dem Kulturladen den KunstRaum in der Schillerstraße. Den gab es drei Jahre, bevor die finanziellen Mittel nicht mehr ausreichten und die Stadt nicht mehr bereit war, diese Aktion noch weiter zu unterstützen.

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Hartnäckigkeit gehört dazu

Es dauerte nicht lange und in der Alten Bürger wurde von dem dortigen Quartiersmeister Jens Rilke die Aktion „Take Five, die bürgerliche Artefaktur“ ins Leben gerufen. Drei Monate lang arbeiteten fünf KünstlerInnen in einem leerstehenden Laden, um die Kunst, die dort entstand auch dort zu lassen. Skulpturen, Linoldrucke und eine gestaltetet Wand mit handgeschöpftem Papier blieben erhalten und sind noch dort zu finden. Auch Studierende der Hochschule Bremerhaven etablierten für mehrere Wochen einen leerstehenden Laden zur kulturellen Nutzung.
Dann folgen kurz darauf in dem gleichen Laden eine Ateliergemeinschaft, in der junge Selbstständige mit ihrem Kunsthandwerk in die Räume gezogen sind (Keramik und Designmode aus Upcyclingmaterialien). Auch in Geestemünde hat sich etwas Neues getan. Ein ehemaliger „Schleckerladen“ wurde zu einer „Galerie auf Zeit.“ Dort finden seit etwa zwei Jahren regelmäßig Kunstausstellungen von regionalen KünstlerInnen statt. Inzwischen gibt es neben der „Galerie auf Zeit“ in der Schillerstraße auch noch das Atelier „Yard“ des Künstlers Sven Willms. Der initiiert dort regelmäßig Fotoworkshops für Jugendliche, die auch sehr gut angenommen werden.

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Leerstand für KünstlerInnen = Belebtes Quartier

In der Alten Bürger hat sich ein neuer Kunstraum entwickelt, der aus dem Leerstand entstand, die Werkstatt 212. Geleitet wird der Raum vom Künstler Robert Worden. Es gründete sich ein Verein aus BürgerInnen und Kulturschaffenden der den Raum zum Arbeiten, Ausstellen und für verschiedene kulturelle Veranstaltungen nutzt. So gibt es Kooperationen mit der Galerie 149, um die Straße und das Quartier lebendig zu gestalten.
Auch im Stadtteil Lehe git es in einem leerstehenden Haus einen sehr ambitionierten Kunstraum, die „Goethe 45“. Geleitet wird die Galerie von Anne Schmeckies und anderen MitstreiterInnen. Diese Galerie tut der Strasse und dem Stadtteil sehr gut. Hier tummeln sich junge, neue KünstlerInnen mit neuen Themen und Ideen und es gibt eine Kooperation mit dem Kunstverein Bremerhaven. Außerdem finden hier regelmäßig Ausstellungen von Schulklassen benachbarter Schulen statt. Auch dadurch wird der Stadtteil aufgewertet und lebendig!

Mein Fazit: Es lohnt sich, mal wieder nach Bremerhaven zu fahren und die neu entstandenen Kunsträume, sowie auch die bereits bestehenden zu besuchen. Ich würde mir nach wie vor ein Künstlerhaus für Bremerhaven wünschen. Auch die Zwischenzeitzentrale ZZZ war im letzten Jahr in einem von der Stadt beauftragten Gutachten positiv gestimmt und hatte konkret ein Haus in der Alten Bürger vorgeschlagen. Wenn man dann noch die Nachbarschaft mit einbeziehend auf seiner Seite hat, wäre das sehr zu begrüßen und würde Bremerhavens Kultur -und Kunstszene gut tun!

Text und Fotos: Conny Wischhusen