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#Ausstellung: Paula Modersohn-Becker in Dänemark

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© Louisiana Museum of Modern Art

Ihre Bilder sind sperrig, nicht im landläufigen Sinn „schön“, vielleicht auch ein Grund, warum Paula Modersohn-Becker (1876-1907) Zeit ihres kurzen Lebens und fantastischen Schaffens um die Jahrhunderwende nur wenigen als richtungsweisende Künstlerin – oder als Künstlerin überhaupt – aufgefallen war. (Von dem abgesehen, dass Frauen zu der Zeit in der Kunstwelt per se nichts zu melden hatten und Paula Modersohn-Becker ihre Werke nur wenigen engen Freunden zeigte). Heute ist das anders. Nicht nur in Bremen, dem Sitz des Paula-Modersohn-Becker-Museums, wissen wir um ihren Ruf als „Wegbereiterin der modernen Malerei in Europa“. In einer ersten internationalen Retrospektive zeigt das dänische Louisiana Museum of Modern Arts in der Nähe von Kopenhagen noch bis zum 6. April 2015 etwa 100 Gemälde und 40 Zeichnungen der gebürtigen Dresdenerin, die den Großteil ihrer künstlerischen Schaffenszeit in Worpswede nahe Bremen verbracht hat. Dort, und inspiriert von einigen Aufenthalten in Paris und von Malern wie Cézanne und Gauguin, entwickelte sie ihren ganz besonderen, eigenen Stil.

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Paula Modersohn-Becker wurde am 8. Februar vor 139 Jahren geboren, sie starb im Alter von nur 31 Jahren 1907, kurz nach der Geburt ihrer Tochter. © Paula Modersohn Becker Stiftung

Paula Modersohn-Becker: „Ein ungewöhnliches Werk“

“It’s a strange work – in the best sense of the word!“, sagt Kuratorin Tine Colstrup und erklärt weiter: {Paula Modersohn-Becker ist} …“ eine Künstlerin, die sich nicht den konventionellen Ideen von Schönheit unterwirft und die arbeitete, ohne sich an irgendwelche Regeln zu halten.“ Sie porträtierte vor allem sich selbst und andere Frauen, junge wie alte, oft Bäuerinnen, auch Kinder, als Mutter-Kind-Duett – ohne deren Lebenswelt zu idealisieren, ganz ohne Sentimentalität, aber immer mit Sympathie. Ihre Akt-Selbstbildnisse waren kunstgeschichtliches Neuland. Sie warf ihren ganz speziellen Blick auch auf die herbe Landschaft im Teufelsmoor und übersetzte ihre Wahrnehmung auch in unzählige Stillleben. In den knapp vierzehn Jahren, in denen sie künstlerisch tätig war, erschuf sie 750 Gemälde, etwa 1.000 Zeichnungen und 13 Radierungen.

Bis Anfang April ist nun ein bedeutender Teil ihres Werkes in Dänemark zu sehen, im Sommer 2016 werden die Werke dann im Musée d’Art Moderne in Paris gezeigt. Danach soll auch der Sprung über den Ozean nach Amerika gelingen. Ich werde in dieser Zeit ihre Werke in den Bremer Museen vermissen, doch es ist ein lohnender Verzicht, um die Bedeutung der Malerin Paula Modersohn-Becker endlich der ganzen Welt nahe zu bringen.

Und wer heute spontan mehr über Paula Modersohn-Becker erfahren will, hat die Chance bei einer szenischen Lesung aus Briefen und Tagebüchern sowie Texten von Rainer Maria Rilke um 15 Uhr im mit der Schauspielerin Kirsten Vogel in Kooperation mit dem Bremer Literaturkontor (Eintritt 8 Euro). 

Wo? Haus Paula Becker, Schwachhauser Heerstraße 23

Eine Auswahl, der in der Ausstellung im Luisiana Museum of Modern Art gezeigten Gemälde.

Fotos: Louisiana Museum of Modern Art

Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk bei Kopenhagen zeigt die Ausstellung bis zum 6. April 2015 in Zusammenarbeit mit der Paula Modersohn-Becker Stiftung, dem Paula-Modersohn-Becker-Museum und der Bremer Kunsthalle.

Mit Leihgaben der beteiligten Bremer Häuser, aus der Nationalgalerie Berlin sowie aus Museen in Hamburg, Hannover, Frankfurt, Stuttgart, Wuppertal und aus zahlreichen privaten Sammlungen.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 11 – 22 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 11 – 18 Uhr. Montags geschlossen.

Weitere Informationen:
www.louisiana.dk

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