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#buchtipp: Jungen und Jugendkulturen

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Foto © Tim Caspary / pixelio.de

Allerorten wird heute gesagt, Jungen würden heute oftmals für sie annehmbare männliche Vorbilder fehlen; Vorbilder mit denen (zusammen) sie Konflikte, Fehlertoleranz, Überforderung und Unsicherheit ausprobieren könnten. Hinzu kommt die Tatsache, dass sich die gelebten Männlichkeiten heute sehr vervielfältigt haben. Die Frage des neuen Buches Kerl sein. Kulturelle Szenen und Praktiken von Jungen aus dem Verlag des Archivs der Jugendkulturen untersucht nun, ob heute Jugendkulturen die Vorbilder und Räume bieten, die die Eltern nicht bieten können oder wollen.

Von HipHoppern bis zu Emos

Die Beiträge untersuchen nun sehr verschiedene Jugendkulturen, ihre Vorstellungen und Praktiken von Körper und Geschlecht – und ihre Stile – unter einem geschlechterreflektierenden Blickwinkel. Der Bogen reicht von Jugend- oder Jungenkulturen wie HipHop, Fußball-Ultras über Straight Edge und Hardcore bis zu Autonomen, Bodybuildern, Nazis und den sogenannten  „Emos“. Hinzu kommen mehr ethnisch oder religiös definierte wie etwa muslimische oder russlanddeutsche Jungen. Die einzelnen „Szenen“ und ihre Normen und Werte werden historisch eingeordnet und ausführlich vorgestellt. Es wird deutlich, dass die Fragen von Geschlecht und Männlichkeit, bzw. wie diese problematisiert werden, in den Szenen sehr unterschiedlichen Raum einnimmt.

Die Texte sind nicht eben einfach geschrieben, sondern von einem eher akademischen Sprachstil geprägt. Das Buch richtet sich also vorrangig an Professionelle und Semiprofessionelle aus dem Feld der Sozialarbeit und angrenzender Gebiete. Dies ist etwas schade, denn dieses spannende Thema und seine Bearbeitung durch die kompetenten AutorInnen hätte eine breite Resonanz mehr als verdient.

Klaus Farin, Kurt Möller (Hrsg.): Kerl sein. Kulturelle Szenen und Praktiken von Jungen. 360 Seiten, Hardcover, 28 EUR (ISBN 978-3-943774-36-8 print), Berlin 2014 (auch als ebook)   Verlagsseite mit Inhaltsverzeichnis und Leseprobe

 

Text: Bernd Hüttner