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bremerKultur: Theaterzuwachs in der Überseestadt

Aus der Welt zurück nach Walle: Das Tournee-Ensemble Vocalartisten wird sesshaft. Zwischen Feuerwache, Rolandmühle und Hafencasino haben die Bremer Darsteller ihr neues Domizil bezogen. Das Hafen-Revue-Theater lockt derzeit mit erotischen Liedern, genauer gesagt mit Amors Rache. Demnächst werden die Goldenen 20er-Jahre musikalisch wieder wachgeküsst. dieGlucke hat sich den neuen Kulturtempel und sein Programm mal genauer angesehen.

Prickelnde Momente in der Überseestadt erleben? Das geht neuerdings im Hafen-Revue-Theater. Auf der schnuckeligen Bühne im maritimen Stil hob sich jüngst zum ersten Mal symbolisch der Vorhang. Unkonventionell und gemütlich geht es auf den Schiffsplanken zu. Das merkt der Besucher schon beim Einlass: Vor der Stauerei weist ein kleines Schild mit Pfeil, das liebevoll mit einer Lichterkette umgarnt ist, in den Hinterhof. Der erste Stopp im Foyer ist die Spelunkenbar. Die Schiffsplanken knarzen leise, wenn die Durstigen zur Getränkekarte laufen. Um dem maritimen Charakter geschmacklich gerecht zu werden, können die Gäste den Prosecco Marke „Strandbrause“ wählen. Auf dem Programmzettel werden am Premierenabend erotische Lieder angepriesen. Passend dazu hat eine junge Dame einen stilvollen Stand mit Sex-Spielzeugen aufgebaut. Neugierig werden vibrierende Badeenten, filigrane Handschellen und duftender Körperwachs begutachtet. Drei röhrende Töne einer Schiffssirene aus dem kleinen Kranführerhaus bringen die Gedanken der Besucher wieder auf Kurs: Sie sind schließlich gekommen, um die Revue „Amors Rache“ zu sehen.

Primetime in der Überseestadt

Die strenge Dame Gina (Claudia Geerken), gehüllt in ein schwarzes Lackkorsett, und die brave Cindy (Katrin Röser) – Kategorie verträumtes Mäuschen – erzählen musikalisch von ihren Vorstellungen der Liebe. Diese liegen so weit auseinander wie Himmel und Erde. Zu ihnen gesellt sich der theatralische Amor (Gordon Golletz). Er versteht sich als Nachhilfelehrer im Fach Erotik. Die abwechslungsreichen Erfahrungen der einzelnen Darsteller werden durch Songs aus allen Genres gespiegelt. Mit Volksliedern à la „Die Männer sind alle Verbrecher“ über Schlager der 20er und 30er-Jahre wie „Kann denn Liebe Sünde sein?“ wird das gesamte Repertoire abgeklopft. Begleitet werden die Damen von Pianist Ulf, der auch dann und wann in die Handlung eingebunden wird. Am Ende kommt Schunkelstimmung in den Reihen auf, als die DarstellerInnen anstimmen: „Wir sagen Danke schön und Auf Wiedersehen. Schauen Sie bald wieder rein, denn etwas Show muss sein!“

 Tanz auf dem Vulkan

Die nächste Gelegenheit ergibt sich schon am Donnerstag, 14. November. In der Revue „Tanz auf dem Vulkan“ erleben die Goldenen 1920er-Jahre eine Renaissance. Champagnerkelche, Federschmuck und knappe Kleidung spiegeln das ungezwungene Leben dieser Zeit vor dem Börsencrash wider. Die Zuschauer hören Marlene Dietrich und Zarah Leander ins Mikrofon hauchen und sehen aufreizende Damen. Wem das noch nicht genug nach Berlin schmeckt, der darf gespannt sein, ob die Theaterbesucher nicht mit Berliner Weiße und Berlinern verköstigt werden.

© Frank Schaub

Termine

Aufführungen von „Amors Rache“ finden am Donnerstag, 12. Dezember, und am Sonntag, 29. Dezember, jeweils ab 20.15 Uhr statt. Am Donnerstag, 14. November, steht ab 20.15 Uhr die Premiere der 20er-Jahre-Revue „Tanz auf dem Vulkan“ im Hafen-Revue-Theater, Cuxhavener Straße 7, an. Infos unter www.hafenrevuetheater.de.

Text: Annica Müllenberg

Fotos: © Frank Schaub