Aktuell, Allgemein, grüneWelt, lebensWelt, Menschen, Nachhaltigkeit, slowFood, Welten

kinoTipp: Geschäfte mit Wasser

Es erinnert an das Märchen vom Rumpelstilzchen, wo die schöne Müllerstochter Stroh zu Gold spinnt. Im Doku-Film Bottled Life geht es um dasselbe Prinzip, aus einer frei und scheinbar unendlich verfügbaren Ressource, nämlich Wasser, viel Geld zu machen. Perfektioniert hat das Prinzip der Schweizer Weltkonzern Nestlé, der den globalen Handel mit abgefülltem Trinkwasser beherrscht. Der Journalist Res Gehriger machte sich auf, einen Blick hinter die Kulissen des Milliardengeschäfts zu werfen und obwohl (oder vielleicht weil) die Schweizer nicht zum Interview bereit waren, recherchierte er in den USA, in Nigeria und in Pakistan und entlarvte die Denkweisen und Strategien des mächtigsten Lebensmittelkonzerns der Welt. Der daraus entstandene Dokumentarfilm Bottled Life startet heute in den deutschen Kinos.

Wasser ist Leben – und ein Milliardengeschäft

Der Film wirft ein Schlaglicht auf Nestlés Expansionsstrategie im globalen Wassermarkt. Während der Konzern in den USA und in Europa vor allem Quellwasser mit Herkunftsbezeichnung verkauft und mit Hilfe von brilliantem Marketing dafür sorgt, dass die Menschen in Flaschen abgefülltes, teures Marken-Wasser in der Plastikflasche dem günstigen und oft qualitativ besserem Leitungswasser vorziehen, hat er für die Schwellen- und Entwicklungsländer ein anderes Konzept: Dort gibt es „Nestlé Pure Life“, gereinigtes Grundwasser, angereichert mit einem Mineralienmix nach Nestlé-Rezept. Heute ist Pure Life das meistverkaufte Flaschenwasser der Welt. Res Gehringer reiste nach Pakistan, das Nestlé als Testmarkt diente. Während Nestlé ihm den Zutritt zur Pure-Life-Produktion verweigerte, lernte er die Situation der Menschen kennen, die im Dorf außerhalb des Fabrikzauns leben. Hier ist der Grundwasserspiegel rapid gefallen und das Wasser aus den Brunnen der Einheimischen zu einer übel riechenden Brühe verkommen. Das clevere Business-Modell funktioniert gerade in den Ländern des Südens, wo die öffentliche Wasserversorgung versagt. Hier stellt Flaschenwasser eine zwar kostspielige, aber sichere Alternative dar. In Lagos zum Beispiel, der Megacity Nigerias, hat Wasser immer einen Preis. Der Film zeigt, dass die Vision einer Stadt, in der alle für Wasser zahlen müssen, hier bereits Realität geworden ist. Die Familien in den Slums von Lagos wenden die Hälfte ihrer Lebenshaltungskosten dafür auf, Wasser in Kanistern zu kaufen. Die Oberschicht trinkt Pure Life.

Unternehmensleitbild und Realität

Nach der Erstausstrahlung des Films im vergangenen Jahr reagierte Nestlé auf die Vorwürfe mit einer eigenen Homepage, auf der selbst gestellte Fragen beantwortet werden. Die Filmemacher haben diese Fragen samt Antworten dokumentiert und kommentieren sie auch, das wirft ein spannendes Licht auf die Kommunikation des Konzerns mit der Öffentlichkeit. Auf der Webdoku-Seite zum Film findet sich auch noch mehr Info-Material, genau wie bei arte-tv. Der Fernsehsender hat den Film mit produziert und zuerst ausgestrahlt. Alles in allem eine gute Vorbereitung oder auch ein interessanter Ersatz für den Film, der leider nur in (zu) wenigen Kinos im Land gezeigt wird.

Bottled Life läuft in ausgewählten Kinos in Deutschland, z.B. in Hamburg im Zeise Kino vom 18. bis 25. September 2013. Aktuelle Infos auch über die Facebook-Fanpage https://www.facebook.com/bottledlife.

Quelle und weitere Infos: www.arte-tv.de und http://webdoku.bottledlifefilm.com/