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lebensArt: Guerilla Stricken macht Bremen bunt

 

Fröhliche Bewegung

(KT) Farbenfroh bestrickte Poller, Schilder und Skulpturen – Strickguerilla ist eine fröhliche Bewegung. Die heimlich ausgebrachten, kuscheligen DIY-Kunstwerke verblüffen und rufen oft ein Lächeln hervor. Sie können die Menschen für ihre städtische Umgebung sensibilisieren. Am Rembertikreisel, in der Vahrer Strasse und in Huchting, auch in Bremen lassen sich Beispiele für diesen Trend finden. dieGlucke freut sich besonders über die jüngste Strickaktion in der Neustadt.

Umgarnte Stadt – neue Aktion

Am vergangenen Wochenende hat eine kleine Gruppe das bestehende Inventar der Stadt um einige individuelle Strickzeichen erweitert. Bei strahlender Sonne und sibirisch kaltem Ostwind sind yarnitic, garnelse und Die urbane Masche am Leibnizplatz und in der Grossen Weidestrasse aktiv geworden. In der kahlen Straße und rund um den tristen Platz haben sie handgemachte Akzente gesetzt. „to knit or not to knit“ heisst es nun an einer Traverse zum Eingang der Shakespeare-Company. Drei Fahrradständer am Carsharing-Parkplatz haben bunte Hüllen. Und an einem Begrenzungspfahl wird der Frühling ausgerufen. Wer mit offenen Augen umhergeht, kann viele weitere dezente „tags“ (sprich: Täcks) entdecken. In der Grossen Weidestrasse wurden etliche Poller vor einem Nachtclub mit farbigen Häkelbordüren geschmückt und Masten von Straßenschildern eingehüllt. Die Umgarnte Stadt hält ihre Strickgraffitis im Bild fest, weil sie jederzeit abnehmbar und daher recht kurzlebig sein können. Die Fotos werden in ihrem Blog veröffentlicht. http://umgarntestadt.wordpress.com/

Bestrickende Streetart

Guerilla Stricken gehört wie Spraygraffiti und Stencil zur Streetart. Dieser Zweig der Streetart nahm 2005 in Houston/USA seinen Anfang und ist inzwischen zu einer weltweiten Bewegung geworden. Guerilla Stricken ist eine Ausdrucksform, die frei, ungebunden und nur sich selbst verpflichtet ist. Die Aktivistinnen und einzelne Aktivisten erobern sich ihren städtischen Raum auf anarchische Weise. Die damit verbundenen Absichten sind so vielfältig wie ihre Macher: Einige lassen sich von künstlerischen Gesichtspunkten leiten, andere vermittlen politische Botschaften und wieder andere wollen häßliche Orte in der Stadt hübscher gestalten. Die Ergebnisse der Strickguerilla sind immer temporär und kommen ohne dauerhafte Veränderung an Objekten aus. Im Unterschied zu Spraygraffiti und Stencil können Stricktags jederzeit und problemlos entfernt werden.

yarnitic, garnelse und Die urbane Masche

Was motiviert Menschen zur Strickguerilla? Warum investiert jemand Kreativität, Zeit und Geld in solch eine zugegebenermaßen bestrickend schöne, aber auch zeitlich begrenzte Stadtentwicklung? dieGlucke hat bei den Aktivistinnen der Gruppe Umgarnte Stadt nachgefragt. „Guerilla Knitting macht Spaß, weil es bunt ist und nicht weh tut“, findet garnelse. „Man verschönert heimlich die Stadt und öffnet damit den Blick: DIY für draußen. Wenn ich es dann noch mit anderen zusammen machen kann: umso besser!“ yarnitic ist seit einiger Zeit in der Sache aktiv und hat einen eigenen Blog. http://yarnitic.wordpress.com/ Sie antwortet mit einer Gegenfrage: „Why not add a bit of insanity to the city?“ Ja, warum eigentlich nicht?! Mal was Verrücktes machen!

dieGlucke ist begeistert und wünscht sich noch viel mehr bestricktes Stadtmobiliar! Ihren Leserinnen und Lesern legt sie einen Spaziergang zum Leibnizplatz ans Herz, wo sie die Strickgraffitis in Augenschein nehmen können. Sehenswert!

Wer Lust auf eine gemeinsame Strickaktion im April, Mai oder Juni hat, kann sich gerne bei dieGlucke melden. Sie vermittelt den Kontakt an die Umgarnte Stadt. Wollreste werden dort auch gerne genommen.

http://www.flickr.com/photos/dieurbanemasche/

Alle Fotos: Kirsten Tiedemann, außer Stadtmusikanten, Leibnizformel und Fahrradständer von yarnitic

Leibnizformel, Foto yarnitic