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kulturAktuell: Gnadenlos – Künstlerinnen und das Komische

Jeanne Mammen „Goldfischfang“, Karrikatur um 1925

(KT) Lachend zum Nachdenken anregen: Das Paula Modersohn-Becker Museum eröffnete am Weltfrauentag die Sonderausstellung „Gnadenlos“. Erstmals wird das Komische im Werk von Künstlerinnen ins Zentrum einer Schau gerückt. Von Heiterkeit bis Sarkasmus, alle Facetten des Humors einen die rund 80 gezeigten Werken von internationalen Künstlerinnen aus 100 Jahren. Die Kuratorin Rita E. Täuber aus Heilbronn führte gemeinsam mit dem Direktor der Kunstsammlung Böttcherstraße, Frank Laukötter, durch die Schau. dieGlucke war dabei.

Paravent von Mona Hatoum, 2008

Komik, Freiheit und Haushalt

Mit einem schwarzen Paraven der libanesisch-britischen Künstlerin Mona Hatoum empfängt die Sonderausstellung ihr Publikum. Erst nach einigen Augenblicken wird klar, dass dieser Paraven sich aus überdimensionalen Küchenreiben zusammensetzt. Eine fragile Skulptur aus Sammeltassen von Anke Eilergerhard und die absurd scheinende Fotoserie „Küchenkoller“ von Anna + Bernhard J. Blume sind Werke, die auf das Thema des Raumes hinweisen: Die Ordnung des Haushalt und die Familienarbeit als weibliches Tätigkeitsfeld. Beide Bereiche werden hier satirisch unterlaufen, gestürzt und neu geordnet. „Komik hat etwas mit Freiheit zu tun“, erklärt die Kuratorin Karin Täuber, „sie wirkt für die Künstlerinnen befreiend.“  Und das Publikum – Frauen wie Männer – regen die Werke diese Freiheit an, nachzudenken, ohne angeklagt zu werden.

Humor der Altmeisterinnen

Im zweiten Raum widmet sich die Schau der Komik im Werk von Altmeisterinnen. Neben Jeanne Mammen, deren Karrikaturen für Kurt Tucholsky Delkatessen waren, und Meret Oppenheim, von der selbstverständlich eine Installation mit Fell zu sehen ist, wartet hier eine besondere Überraschung. Es werden Kurzfilme von der Pionierin des Films gezeigt: Alice Guy-Blaché verblüfft mit einem Slapstickfilm „Les Résultats du Féminisme“ von 1906. Hier gelingt ein Rollentausch von Frauen und Männern hervorragend, der ohne Kleidertausch auskommt und allein über Mimik, Gestik und Verhaltensweisen funktioniert.

Guerrilla Girls, Plakatkampagne 2011

 Rebellischer Witz

Rollenklischees und Verkleidungen greifen die Werke im letzten Raum auf. Hier sind ironische und provokante Inszenierungen in Film und Fotografie zu finden. VALIE EXPORTs Bilder sind Kultarbeiten, die der zweiten Frauenbewegung angehören. Ihre Werke sind rebellisch, ja revolutionär. Eine Performance von Pipilotti Rist, Inszenierungen von Charlotte Moormann, Aktionsplakate der Guerrilla Girls … insgesamt 27 internationale Künstlerinnen der unterschiedlichsten Stilrichtungen sind in der Schau vertreten.

VALIE EXPORT, Peter Weibel, Aus der Mappe der Hundigkeit, 1968

dieGlucke empfiehlt: Machen Sie sich selbst ein Bild von der belebenden Wirkung des ironischen, hintersinnigen und tiefgründigen Humors von Künstlerinnen. Gönnen Sie sich unbedingt eine fachkundige Führung durch die Schau! Darin erhalten Sie zusätzliche Informationen, die so manchen Witz in ein anderes Licht rücken. Es lohnt sich!

InfoClip, Katalog, Führungen und Zeiten

Eindrücke und ein Interview mit Frank Laukötter, Direktor der Kunstsammlung Böttcherstrasse  http://www.youtube.com/watch?v=XEx0OYbKpiA

Buten-und-Binnen berichtete über die Ausstellung am 8. März http://www.youtube.com/watch?v=nd2JDe0DZAA

Der überaus gelungene Katalog zur Ausstellung gibt Hintergrundwissen zur Entstehung ihrer Werke und sehr lesenswerte biografische Informationen zum Werdegang der Künstlerinnen. Im Museum ist er für 25 € erhältlich, im Handel für 36 €.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist bis zum 9. Juni 2013 dienstags bis sonntags von 11–18 Uhr zu besichtigen. Am Karfreitag: 13–18 Uhr, Ostersonntag: 13–18 Uhr, 1. Mai: 13–18 Uhr, Himmelfahrt: 13–18 Uhr, Pfingstsonntag: 11–18 Uhr, Pfingstmontag: 13–18 Uhr.

Eintrittspreise und nähere Infos siehe http://www.pmbm.de/de/besucherinfos/preise