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lebensWelt: Neue Kleidung – ziemlich giftig

Mit ihrer aktuellen Studie haben die Öko-Aktivisten von Greenpeace mal wieder neuen Schwung in eine bekannte Problematik gebracht: Welche Kleidung kann ich kaufen? dieGlucke hinterfragt in einer Mini-Serie verschiedene Aspekte. Heute: Die Studie Giftige Garne und die Wirkung von Kampagnen.

Eigentlich wissen wir, dass es Wahnsinn ist, wie viele Klamotten gekauft, kaum getragen und schnell entsorgt werden. Eigentlich wissen wir auch, dass die Produktion konventioneller Ware oft unter katastrophalen, ausbeuterischen Bedingungen in Billiglohnländern, mit mangelndem Brandschutz und unter Einsatz von gefährlichen Stoffen stattfindet, die nach der Produktion auch noch in den Textilien bleiben. Die aktuelle Studie Giftige Garne der Umweltorganisation Greenpeace legt den Finger in die Wunde und zeigt Ergebnisse, die eindeutig zeigen, es hat nicht allein mit Kostendruck zu tun: Es sind sowohl Discounter und Billiglabel als auch und gerade  Nobelmarken, die nicht auf eine gesundheits- und umweltfreundliche Produktion achten.

Gefährlich bei der Produktion und beim Tragen

Erschreckend, denn die Substanzen sind immer gefährlich für den Menschen, ob im Produktionsland oder hier bei uns. Beim Färben, Bedrucken oder Ausrüsten der Stoffe gelangen diese gesundheits- und umweltgefährdende Stoffen oft direkt und ungeklärt in die Flüsse und damit ins Trinkwasser oder machen die Arbeitskräfte direkt krank. Und beim Tragen eines neuen Textils auf dem Körper gelangen die gefährlichen Chemikalien ins Blut und können im Organismus verheerend wirken, z.B. Krebs hervorrufen oder hormonähnliche in den Stoffwechsel eingreifen.

Welche Stoffe, welche Wirkung?

Es sind Zusatzstoffe, die bei der Produktion oder mit Aufdrucken verarbeitet werden und deren Einsatz in Europa verboten ist. Zum Beispiel Nonylphenolethoxylate (NPE), das Tensid darf in Reinigungsmitteln nicht mehr eingesetzt werden, da seine Abbauprodukte giftig sind und ins Trinkwasser gelangen können. NPE wurde in 52 von 78 Produkten aus Geschäften in 18 Ländern im Test nachgewiesen und steckten in Kleidung der Marken C&A und Mango, Levi’s, Calvin Klein, Zara, Metersbonwe, Jack & Jones und Marks&Spencer. Oder fortpflanzungsschädigende Weichmacher (Phthalate). Sie wurden in hohen Konzentrationen in bedruckten T-Shirts von Tommy Hilfiger und Armani festgestellt. Die dritte gefährliche Stoffgruppe sind krebserregende Amine aus Azofarbstoffen: nachgewiesen in Jeans der Marke Zara, gefertigt in Pakistan.

Die Konsequenz

Mit Studien und Kampagnen erhöhen Umweltschützer wie Greenpeace den Druck auf die verantwortlichen Textilgiganten, die Produktion besser zu überwachen und auf den Einsatz gefährlicher Stoffe zu verzichten. Bis heute haben sich sieben Markenhersteller ihrem Ruf zuliebe zur giftfreien Produktion bis 2020 ausgesprochen: Sportartikelhersteller Puma, Adidas, Nike und Li Ning sowie die Modemarken H&M, C&A und Marks & Spencer. Nach Veröffentlichung der aktuellen Studie Ende November 2012 hat sich auch die spanische Trendmarke Zara dieser Gruppe angeschlossen. Doch bis 2020 ist noch ein langer Zeitraum, in dem viele Tonnen der giftigen Substanzen die Gesundheit der Menschen und die Umwelt gefährden. 2011 haben laut Greenpeace deutsche Verbraucher knapp sechs Milliarden Kleidungsstücke gekauft und werfen eine Million Tonnen Textilien jährlich auf den Müll oder in den Container. Kleidung bewusster ein kaufen – über diese und andere Möglichkeiten, die wir als Verbraucher haben, berichtet dieGlucke demnächst.

 

Hier geht´s zum Download Greenpeace-Broschüre Giftige Garne

Hier geht´s zu Teil II dieser Serie: Lebenswelt: Welche Kleidung kann ich kaufen?

Und zu Teil III: lebensWelt: Öko-Mode im Gespräch