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kulturAktuell: Ida Gerhardi – Ballrausch und Farbenpracht

Ballnacht_STädtische Galerie Lüdenscheidt

dieGlucke pickt immer mal wieder interessante und vielversprechende kulturelle High-Lights aus dem Umland auf. Und hierfür lohnt sich der Ausflug nach Oldenburg bestimmt:

Eine weitgehend unbekannte Malerin der Jahrhundertwende und vergessene Pionierin der Moderne begeistert mit farbenprächtigen Werken und pointierten Porträts aus dem Paris des Fin de Siècle. Die Schau im Prinzenpalais in Oldenburg bildet umfassend das Werk von Ida Gerhardi (1862-1927) aus ihrer Pariser Zeit ab, zeigt Szenen aus Cafés und Kneipen, hält das flüchtige Nachtleben der Bohéme in verrauchten Kaschemmen und Cancan-Tanzlokalen fest. Umrahmt werden ihre Werke von Arbeiten ihrer Kolleginnen und Freundinnen, bekannte Namen wie Käthe Kollwitz, – mit der sie die verrufenen „Apachenkneipen“ des Pariser Marktviertels und die Tanzveranstaltungen des „Bal Bullier“ am Montparnasse besuchte, wo beide Künstlerinnen zeichneten –, aber auch Paula Modersohn-Becker, Sonia Delauny und Jelka Rosen haben mit ihr die Leidenschaft zum Malen geteilt. Und den Mut sich allgemeingültigen Konventionen zu widersetzen.

Pionierin der Moderne

Denn auch und gerade die Lebensgeschichte Ina Gerhardis als zielstrebig agierende Malerin ist sehr bemerkenswert und ein frühes Beispiel für gelebte Emanzipation. Geboren als Arzttochter im westfälischen Hagen und früh zur Halbwaise geworden, setzte die talentierte junge Frau schon früh alles daran, von ihrer Kunst zu leben. Sie besuchte 1890 die Damenakademie des Münchner Künstlerinnen-Vereins und ging 1891 nach Paris, um an der privaten Académie Colarossi Kunst zu studieren. Zur damaligen Zeit eine mutige Entscheidung. Hier lernte sie zahlreiche Malerinnen und Maler des Spätimpressionismus kennen und vermittelte erfolgreich den Kontakt zwischen Künstlern und Sammlern, die in den folgenden Jahren aus Deutschland in die französische Metropole kamen. Sie stellte auch ihre eigenen Werke aus, musste dabei aber dieselbe Erfahrung machen wie viele Frauen heute, dass gleiche Arbeit nicht unbedingt gleichen Lohn verspricht, qualitativ vergleichbare Kunstwerke von Männern wurden zum zehnfachen Preis verkauft. 1913 verließ sie wegen Krankheit Paris und lebte bis zu ihrem Tod 1927 in Lüdenscheid.

Zu Ida Gerhardis 150. Geburtstag stellt das Landesmuseum Oldenburg in Verbindung mit der Städtischen Galerie Lüdenscheidt eine umfassende Sammlung ihrer Werke aus der Pariser Zeit vor. Die Ausstellung öffnet vom 16. September bis 30. Dezember 2012 im Prinzenpalais des Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg. Weitere Informationen über Führungen und extra Programmpunkte gibt es hier.

Ida-Gerhardi_Stöädtische-Galerie-Lüdenscheid-Privatbesitz

Fotos: © Städtische Galerie Lüdenscheid

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