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#nachgefragt: Doreen Gaumann, Braumeisterin bei der Union Brauerei Bremen

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Fürs Aroma und die Bittere: Doreen Gaumann bei der Hopfengabe. © Foto: Heike Mühldorfer

Rein historisch gesehen ist Doreen Gaumann in einem typischen Frauenberuf gelandet. Denn sowohl im alten Ägypten, bei den Sumerern und auch im mittelalterlichen Europa waren Frauen für die Herstellung von Bier zuständig. Tatsächlich sind der 24-Jährigen in ihrer beruflichen Laufbahn als Brauerin bislang jedoch mehrheitlich Männer begegnet. Sie war eine Frau unter vier Auszubildenden bei Beck&Co., im Betrieb als Gesellin nahezu allein auf weiter Flur, einzige Frau im Meisterkurs. „Ich hatte immer einen Sonderstatus, den ich gar nicht wollte.“

Vor allem das Vorurteil, Frauen brächten nicht genügend Körperkraft für den Beruf mit, ist ihr immer wieder begegnet. Ihren Weg ist sie trotzdem gegangen und seit September hat sie als Braumeisterin bei der kurz vor der Eröffnung stehenden Union Brauerei Bremen ihren Traumjob gefunden.

„Für mich ist das mehr als nur ein Job.“

Was sich jede/r für die meist 40 Stunden Arbeitszeit (oder manchmal auch mehr) pro Woche wünscht, kann sie in Walle ausleben: Mit Leidenschaft und viel Freude alle Facetten ihres Handwerks zeigen. „Hier kann ich Bier brauen, von der Malz- und Hopfenauswahl, übers Bier sieden bis zum Ausschank habe ich den kompletten Brau-Prozess im Blick und bin ganz nah dran, quasi persönlich haftbar.“ Sechs Biere werden Doreen Gaumann und ihr Braumeisterkollege Kristof Herr für die neue Union Brauerei einbrauen, vom Bremer Keller Pils, über Rot- und Weißbier, als Eröffnungsbier den Hanseat 2.0, ein Porter und ein Pale Ale.

Wie die Namen verraten, handelt es sich definitiv nicht um klassische „Industriebiere“, sondern nach allen Regeln der Handwerkskunst (sic!) gebraute „Craft-Biere“ – Biere aus kleinen Brauereien mit besonderem Charakter, wie sie gerade von immer mehr Menschen geschätzt werden. Das Bier-Festival im Sommer und auch das Messe-Event auf der Fisch&Feines (Link führt auf die Messe-Homepage) im November zeigten, dass auch in Bremen die Zeit für Craft-Bier reif ist.

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Das sind die sechs Sorten für den Anfang. Foto: screenshot Union Brauerei Bremen

„Craft Bier bedeutet Vielfalt und eben auch viele Möglichkeiten,“ erklärt Gaumann. Das Malz entscheidet genauso über das Aroma wie Hopfensorte sowie Menge und Zeitpunkt der Gabe. (Mein persönliches Lieblingsstück im Gärkeller ist die „Hop Gun“, mit der Hopfen im späteren Lagerprozess „gestopft“ wird.) Denn bei den sechs Biersorten wird es nicht bleiben: Immer wieder wird es neue Bier-Kreationen geben und angedacht sind auch Kooperationen mit anderen Craft-Brauereien. Den Kontakt zum in der Szene berühmten Brewdog aus Schottland brachte Kristof Herr mit, ihr Braumeisterkollege seit Dezember. Das verspricht interessante Kreationen! Sobald die geplante Mini-Brauanlage aufgebaut ist (voraussichtlich im April 2016) werden die beiden außerdem Brau-Seminare leiten und können dann ihrer Fantasie für neue Sude freien Lauf lassen.

Doch das ist noch Zukunftsmusik, denn zuerst müssen die Tanks und Flaschen gefüllt werden und dafür maischt Braumeisterin Doreen Gaumann im brandneuen Sudhaus seit Anfang November die ersten Sude ein. Dann können Mitte Dezember tatsächlich auch die Gläser in der angegliederten Gastronomie mit einer der sechs hauseigenen Sorten gefüllt werden. Doreens Lieblingsbier ist übrigens das Bremer Weißbier mit seinem deutlichen Bananenaroma: „Genau so wie es sein soll,“ und sehr spritzig-süffig, wie ich schon mal vorab bestätigen kann.

Hintergrund zur Freie Brau Union Bremen in Walle:

Seit März 2014 wird im denkmalgeschützten Gebäudekomplex der 1907 von Bremer Gastwirten gegründeten und 1968 still gelegten Union Brauerei im Waller Osterfeuerbergviertel umgebaut und die neue Freie Union Brauerei samt Gastronomie (120 Plätze) und verglastem Innen-Biergarten mit begrünter Wand (weitere 180 Plätze) aufgebaut. Hinter dem Projekt stehen Lüder Kastens (bekannt von Hotel Überfluss, Werder Sports) und Markus Zeller, ehemaliger Geschäftsführer bei INBEV/Beck& Co. und heute Professor für Systemgastronomie an der Hochschule Heilbronn. Geplant ist ein Ausstoß von 2.000 Hektolitern im ersten Jahr, der schrittweise bis 5.000 hl erhöht wird, aber nicht auf Kosten der Qualität, wie Markus Zeller betont.

Weitere Infos gibt´s auf http://brauerei-bremen.de oder dem Facebook-Profil der Brauerei.

Text und Fotos: Heike Mühldorfer, Foto Meisterbrief: Doreen-F. Gaumann

2 Kommentare

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