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theaterTipp: Romeo&Julia, ganz ohne Kitsch

Fast auf den Tag genau vor zwölf Jahren schworen sich Romeo und Julia zum letzten Mal ewige Treue auf der Bühne der Bremer Shakespeare Company. Nun ist das berühmteste Liebespaar der Welt zurück. In der knackigen Zwei-Stunden-Inszenierung von Nora Somaini erfährt das Stück eine Verjüngungskur und sollte besser in „Julia und Romeo“ umgetauft werden. Es hagelt freche Sprüche und heiße Küsse: „Ich will frei sein, Sex haben und Partys feiern“, schreit die kaum 14-Jährige, gespielt von Theresa Rose, ins Publikum. Regisseurin Somaini befördert sie zur Powerfrau, die sich in allen Facetten der menschlichen Charaktere austoben darf: Als naives Mädchen, Liebhaberin und – nicht zu vergessen – in der Rolle des Mercutio. Dieser ist ein junger Draufgänger, der keine Gelegenheit auslässt, mit seinem Testosteronüberschuss für Ärger zu sorgen. Und Romeo? Ach ja, den gibt es auch noch. Herrlich leidend gespielt von Markus Seuß ist der junge Mann alles andere als ein italienischer Macho – muss er auch nicht. Es macht Spaß zu sehen, mit wie viel Leidenschaft sich die beiden ihrer Liebe hingeben, ohne dabei im Kitsch zu verkleben. Sogar die Balkonszene kommt ohne romantisches Geblüm´ aus: Er schickt sie auf eine Leiter und sagt, was allseits bekannt ist.

Mein Fazit: Leidenschaft, Humor und Wortwitz holen den Shakespeare-Klassiker gelungen ins Hier und Jetzt. Absolut sehenswert.

Nächste Aufführung am 26. Oktober um 19:30 Uhr, Theater am Leibnizplatz.

 

Text: Annica Müllenberg, Fotos: © Ulrich Leitner