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lebensWelt: Online oder offline shoppen?

© Martina Friedl / pixelio.de

Der E-Commerce-Markt ist stark im Kommen und gräbt den lokalen und regionalen Händlern das Wasser ab. Bequem ist es und schnell obendrein. Und wenn es sich auch noch um Bio-Ware handelt ist das grüne Gewissen schnell beruhigt. Doch der neue Trend hat Konsequenzen für den ökologischen Fußabdruck. Welche? dieGlucke hat nachgefragt. Das Öko-Institut in Freiburg ist eine der renommiertesten Adressen, wenn es um Fragen des richtig oder falsch in punkto Umweltverhalten geht. Moritz Motschall forscht dort seit Jahren über den ökologischen Fußabdruck, also die Treibhausgasemissionen, die der Mensch durch sein Verhalten, und eben auch sein Einkaufsverhalten verursacht.

Treibhausgase durch Auto und LKW, für Beleuchtung oder Kühlung

Beim klassischen Einkauf in der Stadt oder auf der grünen Wiese spielen die Treibhausgasemissionen eine Rolle, die auf dem Weg dorthin verursacht werden – aus Umweltsicht also idealerweise zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Die durchschnittlich sechs Kilometer zum Einkaufsort verursachen mit dem Auto rund 2,4 Kilogramm Treibhausgase, bei öffentlichen Verkehrsmitteln sind es 800 Gramm pro Fahrgast. Doch vor dem Einkauf müssen ja auch zuerst die Waren den Weg ins Geschäft finden. Dann ist interessant der Energiebedarf des besuchten Geschäftes, das für Beleuchtung, Belüftung, Kühlung oder Heizung aufgebracht wird. Die ansprechende Präsentation eines T-Shirts im Kaufhaus kann allein durch die Beleuchtung zu einem Stromverbrauch von bis zu 30 Watt pro Quadratmeter Verkaufsfläche führen, was bei 1.000 Quadratmetern einem jährlichen Verbrauch von rund 90.000 kWh entspricht, hat der Öko-Experte herausbekommen.

Achtung, Rückversand!

Beim Einkauf im Internet werden durch den Versand rund 700 Gramm Treibhausgase pro Paket verursacht. Das klingt erst einmal wenig, aber jedes zweite Mal werden nicht alle Produkte gekauft, sondern zumindest ein Teil zurückgesandt. Auch eine erneute Aufbereitung zurückgesendeter Textilien wirkt sich negativ auf die Umweltbilanz aus, Verpackungskosten, Doppellieferung oder Abholen bei der Post kommen oft noch dazu. Dazu muss der Stromverbrauch des Computers beim Online-Shopping ebenso berücksichtigt werden, wie jener der Server des Onlinehändlers, so Motschall.

Was ist denn nun besser?

Dazu gibt es keine eindeutige Antwort. Es kommt darauf an! Deshalb rät der Öko-Experte dazu, wenn schon Online-Shopping, dann…

… nur das zu kaufen, was wirklich notwendig ist und passend bestellt werden kann, sodass es keine Rücksendung gibt.

… mit Standardversand bestellen, weil für Expressversand kleinere Fahrzeuge eingesetzt werden, deren Öko-Bilanz schlechter ist.

… dafür zu sorgen, dass das Paket gleich bei der ersten Zulieferung in Empfang genommen werden kann, also auch Nachbarn einbinden oder ins Büro liefern lassen.

… nicht zuerst in den Laden fahren, sich beraten lassen und dann im Internet bestellen.

… lieber erst im Netz recherchieren, zum Beispiel beim Buchkauf, mit ISDN-Nummer per Telefon beim Buchladen um die Ecke bestellen und mit dem Fahrrad abholen.

Der Trend belegt mit Zahlen

Amazon und Otto stellen Nr. 1 und 2 der umsatzstärksten Online-Händler, gefolgt von Notebooksbilliger.de, Conrad und Weltbild fuhren sie 2011 ein Drittel aller Umsätze ein. Der Trend geht eindeutig nach oben! Von 2010 bis 2011 hatten sich die Umsatzzahlen um zwölf Prozent gesteigert, 2012 bereits um weitere 27 Prozent, nämlich um 5,9 Milliarden auf 27,6 Milliarden Euro. Davon abgesehen, dass sich der lokale und regionale Handel gegen die Konkurrenz im Netz immer schwerer tut und selbst schon zusätzlich Online-Shops eröffnet, entgehen auch dem deutschen Fiskus oft etliche Steuereinnahmen – wie zum Beispiel durch Amazon, das als international agierender Konzern seine Gewinne in Ländern mit geringeren Steuersätzen versteuert. dieGlucke meint: noch ein Argument gegen Online-Shopping.

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