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grüneWelt: Plädoyer für altes Saatgut

© Jetti Kuhlemann_pixelio.de

Der Name klingt bürokratisch und eher langweilig: EU-Saatgutverordnung. Doch was als blasser Amtsschimmel daherkommt, hat es in sich …  Ginge es nach der Europäischen Kommission, sollen in Zukunft auch alte oder seltene Saatgutsorten ein aufwändiges und teueres Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor sie verkauft werden dürfen. Sogar das Verschenken käme dann einem illegalen Akt gleich. Dagegen laufen nicht nur kleine Zuchtbetriebe und Hobby-Gärtner Sturm, auch bei Umweltverbänden steht das Vorhaben scharf in der Kritik. Sie fürchten um den Verlust der Artenvielfalt, sehen die geplante Verordnung als Ergebnis erfolgreicher Lobbyarbeit der Agrarkonzerne und haben Protestaktionen oder Petitionen gestartet.

Online gegen EU-Saatgutverordnung

Und tatsächlich stimmt es nachdenklich, dass das gängige kommerzielle Saatgut fast ausschließlich aus gentechnisch veränderten Hybridsorten besteht, nur ein Jahr keimfähig ist und zudem Düngemittel und Pestizide benötigt, die oft vom gleichen Konzern produziert werden. Mit alten und widerstandsfähigen Sorten, die auch nach mehreren Jahren noch keimfähig sind, lassen sich vermutlich keine so guten Geschäfte machen. Eine größere Vielfalt auch innerhalb einer Sorte kann ihre Widerstands- und Anpassungsfähigkeit steigern. Dies würde durch die EU Saatgut-Verordnung verhindert. Daneben bleibt auch die geschmackliche Vielfalt auf der Strecke.

Die Protestwelle rollt weiter

Am 6. Mai hat die EU-Kommission ihren Entwurf verabschiedet unter tausendfachem Protest verschiedener Petitionen. Jetzt beschäftigen sich die Abgeordneten des Europa-Parlaments und der Rat der AgrarministerInnen mit der Verordnung. Bei wachsendem Widerstand: auch Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner sowie Österreichs Agrarminister haben Kritik geäußert. Deshalb fordern weiterhin verschiedene Organisationen zur Unterschrift ihrer Petitionen auf – um Änderungen zum Erhalt der biologischen Vielfalt und des freien Austausches von Saatgut durchzusetzen.

Campact und Save our Seeds sammeln gemeinsam hier Unterschriften, mehr als 233.000 haben schon mitgemacht: https://www.campact.de/saatgutvielfalt/appell/teilnehmen/

und auch bei openpetition.de werden zur Saatgutproblematik Unterschriften gesammelt, Ziel ist es 50.000 Stimmen an die Ausschüsse bei der EU übergeben zu können:

https://www.openpetition.de/petition/online/saatgutvielfalt-in-gefahr-gegen-eine-eu-saatgutverordnung-zum-nutzen-der-saatgut-industrie

Zur Petition von avaaz.org, die versuchen die Lücken im Patentrezept zu schließen, um das Patentieren z.B. von Gemüsesorten zu verhindern, geht es hier: (http://www.avaaz.org/de/monsanto_vs_mother_earth_loc/?copy).

Ein Beitrag von Heike Pich.

Ganz praktisch kann jede/r etwas für den Erhalt alter Gemüsesorten tun durchs Selbstanpflanzen alter Bohnen- und Tomatensorten. Die gibt´s im „Garten der Vielfalt“ in der Bremer Neustadt, dieGlucke hatte berichtet: grüne Welt: Alte Sorten bevorzugt

1 Kommentare

  1. Pingback: #Saatgut: Tauschbörse im Karton | glucke MAGAZIN

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