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kinoTipp: Frohes Schaffen

Arbeit als Religion? Als Fetisch unserer Gesellschaft? Der deutsche Regisseur  und Drehbuchautor Konstantin Faigle ist davon überzeugt und zeigt in seinem Doku-Film Frohes Schaffen wie sich das Verständnis von Arbeit über die Jahrhunderte gewandelt hat. Waren die Steinzeitmenschen noch „nur“ drei Stunden täglich auf der Pirsch, ist Arbeit heute für viele zum Motor fürs Leben geworden. Faigles „Film zur Senkung der Arbeitsmoral“ führt diese Entwicklung vor, mischt dabei Elemente klassischer Doku-Filme mit Experteninterviews und Spielszenen, Werbespots und Talk-Show-Runden. Erhellend und erschütternd, wenn er zu den „Stätten des Arbeitsglaubens und Niedergangs“ pilgert, ob im Ruhrgebiet mit den letzten Malochern im Bergwerk oder im Hamburger Trainings-Supermarkt, in dem Arbeitslose tagtäglich Abläufe des realen Erwerbslebens üben müssen.

Vom glücklichen Arbeitslosen Jesus

Faigle provoziert und unterhält mit gespielten Szenen, die, oft skurril, eine interessante Sicht auf Arbeit zulassen und damit die Überzeugungen Faigles transportieren. Z.B. wenn er Jesus als glücklichen Arbeitslosen vorstellt. Wisse doch keiner, ob der Sohn des Zimmermanns jemals selbst gearbeitet habe. Faigle beobachtet aber auch präzise, den gut verdienenden, ausgebrannten Ingenieur, den einsamen deutschen Rentner oder die emanzipierte Freelancerin ohne Aufträge. Und er zeigt Szenen aus dem Leben eines glücklichen Müßiggängers – das angestrebte Gegenbeispiel. Daneben belegen zahlreiche Experten seine Thesen: Der amerikanische Sozialhistoriker Prof. Benjamin Hunnicutt, der US-Ökonomen Jeremy Rifkin, der Philosoph und Religionskritiker Michael Schmidt-Salomon, Soziologin und Buchautorin Marianne Gronemeyer sowie Tom Hodgkinson, britischer Experte für Muße, Genuss und Gelassenheit.

Frohes Schaffen hinterfragt „heiligen Lebenssinn“

Arbeit gibt Sicherheit, Selbstbestätigung, Existenzberechtigung in unserem Land. Nur wer arbeitet gehört dazu. In Zeiten von Wirtschaftskrisen und rasantem Arbeitsplatzabbau hinterfragt der Film zurecht den Sinn der heutigen Arbeitswelt. Und bleibt dabei unterhaltsam, voller witziger und kluger Anspielungen, die zum  Nachdenken anregen. In der Umsetzung erinnert der Film an Michael Moores Doku-Dramas.  Frohes Schaffen eröffnete im Dezember 2012 die Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest und läuft ab sofort in ausgewählten deutschen Kinos, leider (noch) nicht in Bremen. Weitere Infos auf der Film-Homepage.

Und wer schon mal den Trailer reingucken möchte, den gibt´s auf Youtube.

Foto: © w-film Frohes Schaffen