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netzWelt: 1 Jahr lebensmittelklarheit.de

Der Blick aufs Etikett soll darüber informieren, was und wie viel davon in Glas, Beutel oder Flasche steckt, welche Zutaten verarbeitet wurden, woher das Produkt kommt, wer es verarbeitet hat und welche Nährwerte damit aufgenommen werden. Doch oft verschleiern Etiketten mehr als sie informieren und manchmal täuschen sie sogar über die wahren Inhalte. Seit einem Jahr können sich Verbraucher gegen diesen Etikettenschwindel wehren, auf einem Infoportal der Verbraucherzentrale: www.lebensmittelklarheit.de.

Fast 5000 Verbraucher nutzten das Portal seit Juli 2011, etwa die Hälfte der Produktbeschwerden wurden veröffentlicht und den Herstellern übermittelt. Diese bekamen dann die Möglichkeit, die Kennzeichnung zu verbessern. Jeder dritte beanstandete Produkttext, der aus Sicht der Verbraucherzentrale Täuschungspotenzial aufwies, wurde von den Anbietern tatsächlich abgeändert. Wenn auch nicht immer nach den Vorstellungen der Verbraucherzentrale von klarer und wahrer Kennzeichnung, sondern oft sehr dezent. In diesen Fällen wurde und wird die fragwürdige Veränderung in der aktualisierten Stellungnahme der Verbraucherzentrale auf lebensmittelklarheit.de genannt. In mehreren Fällen haben die Verbraucherschützer die Angaben sogar als „Täuschung“ identifiziert und die Anbieter abgemahnt. Rund 200 Produkte wurden im Portal in den Rubriken „Getäuscht?“ und  „Erlaubt!“ veröffentlicht, dahinter stehen oft mehrere Anfragen von Verbrauchern, sodass von 800 Produktbeschwerden ausgegangen werden muss, 1150 weitere Meldungen sind thematisch verknüpft. Gehen mehrere Anfragen mit der gleichen Problematik zum selben Produkt ein, werden bis zu fünf Verbraucheranfragen mit dem jeweiligen Produkt verknüpft. Warum nur die Hälfte der Meldungen berücksichtigt werden konnte, zeigt die Grafik oben.

Foodwatch fordert: Informationen vor Werbung

Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert zum 1.Geburtstag von lebensmittelklarheit.de Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) auf, für bessere gesetzliche Vorgaben zu sorgen und die Erfahrungen des Portals „in konkrete Politik ummünzen“. Vorschläge dafür hat Foodwatch in einen 15-Punkte-Plan gepackt, der eine deutlich bessere Kennzeichnung vorsieht: größere Schrift für Zutaten, realistische Produkt-Abbildung, verbindliche Mengenangaben, lückenlose Kennzeichnung in Bezug auf Herkunft, Nährwert, Zusatzstoffe, Zutaten und Herstellungsweise. Außerdem ein Verbot von Werbung für unausgewogene Kinderprodukte und Gesundheitsversprechen für Lebensmittel. Eine Online-Unterschriftensammlung macht jetzt Druck auf Verbraucherministerin Aigner, die das Portal finanziert, jetzt schon als „Erfolgsprojekt“ sieht, da „ein Drittel der Hersteller ihre Angaben geändert haben“ und möglichen Handlungsbedarf erst einmal erforschen möchte. Möglichst viele Appelle per Mail an Aigner überzeugen sie vielleicht davon, dass dringend schärfere Regelungen her müssen. Wer mitmachen möchte, findet hier das Formular.

dieGlucke hat bereits über das Infoportal berichtet netzwelt: 2x Klartext bei Lebensmitteln.