Aktuell, Allgemein, Bremen, Frauen, lebensWelt, Welten

dasThema: Frauenarmut in Bremen I

© putzlowitsch.de

Armut ist eine Birne. Wer Armut abschaffen will, muss sie einfach aufessen. Ein schönes Wortspiel mit dem türkischen Wort Armut, das auf deutsch Birne bedeutet. Fatalerweise tun sich Politik und Gesellschaft beim realen Abbau der deutschen Armut schwer, vor allem das steigende Risiko für Frauenarmut wird zum immer drängenderen Problem. Dabei sind die Gründe und Zusammenhänge bekannt und werden immer wieder thematisiert. So wie auch bei einer Gesprächsrunde bei belladonna e.V., bei der dieGlucke viele interessante Detailinformationen aufpicken konnte.

Bremen als Großstadt ist besonders betroffen: Jede zweite junge Frau unter 25 Jahren ist arbeitslos, 63 Prozent der Frauen in Ruhestand oder Erwerbsminderung erhalten eine Grundsicherung des Landes und es leben viele alleinerziehende Frauen in der Stadt Bremen: jede dritte Familie ist eine „Single-Familie“ und das zu 95 Prozent mit der Mutter als Familienchefin. Jede zweite von ihnen benötigt für sich und die Kinder Transferleistungen, wie Hartz IV und Wohngeld, obwohl die meisten von ihnen neben der Kinderbetreuung noch einer Tätigkeit nachgehen. (dieGlucke fragt sich: Warum zahlen die Väter ihren Unterhalt nicht?).

Arm wegen Arbeit

Fakt ist: Immer mehr Frauen arbeiten gegen Entgelt, doch in einem immer geringeren Umfang, die vorhandene Arbeit wird nur auf mehr Frauen aufgeteilt. „Viele Frauen sind arm wegen ihrer Arbeit“, bringt Esther Schröder von der Arbeitnehmerkammer ihre fatale Lage auf den Punkt. Sie zitiert aus der aktuellen Studie zur Frauenarmut *: Mini-Jobs, In-Jobs, 400 Euro-Jobs  –  42.000 Frauen in Bremen verdienen maximal 600 Euro und sind nicht sozialversichert, weitere knapp 48.000 Frauen arbeiten in einem sozialpflichtigen Teilzeit-Job  –  zusammen sind das 53 Prozent aller Frauen in Bremen. Das mag früher in einer so genannten Versorgerehe als Ergänzung zum Einkommen eines Ehemannes genügt haben, doch mindestens jede fünfte Frau arbeitet heute unfreiwillig in Teilzeit und würde gerne aufstocken. 1992 waren das nur fünf Prozent. Frauen werden heute immer noch schlechter bezahlt als Männer in vergleichbaren Berufen, in Bremen liegt diese Lohnlücke bei 26 Prozent (bundesweit 23 Prozent). Dazu kommt: Teilzeitarbeit wird schlechter bezahlt als Vollzeitarbeit (bezogen auf die Stundenlöhne bei gleicher Berufsausübung) und typische Frauenberufe liegen oft im Niederiglohnbereich. Zum Beispiel erhalten Fachkräfte in der Altenpflege einen Stundenlohn von 8,50 Euro, – ein ungelernter Bauarbeiter geht mit 9,25 Euro Stundenlohn nach Hause. Und wieder sind Frauen doppelt benachteiligt: Zwei Drittel der Niedriglohnempfänger sind Frauen.

dieGlucke berichtet in Kürze weiter, wie der Lebenslauf zur Armutsfalle für Frauen wird und welche strukturellen Änderungen notwendig sind.

* Zahlen zitiert aus der Studie: Bericht zur sozialen Lage 2011: Armut von Frauen in Bremen, Arbeitnehmerkammer Bremen

3 Kommentare

  1. Pingback: dasThema: Frauenarmut in Bremen II | dieglucke

Kommentare sind geschlossen.